Urfttalsperre in der Eifel:

Am Rande des Urftsees fast zu Tode geschleift

Marlon Gegon, Aachener Nachrichten • 16. April 2019


SCHLEIDEN. Ein Mann wird lebensgefährlich verletzt an der Urfttalsperre gefunden. Ohne Begleitung, ohne Fahrzeug. Nun teilt die Aachener Staatsanwaltschaft erschütternde Ermittlungsergebnisse mit. 

 

Die Urfttalsperre im Nationalpark Eifel: Wo im Sommer an Wochenenden Tausende Wanderer und Radfahrer ihre Freizeit verbringen, wurde Anfang April ein 39-Jähriger an einen Kleintransporter gebunden fast zu Tode geschleift. Foto: Peter Stollenwerk


Es dauerte einige Tage, bis die Ermittler eine Ahnung davon bekamen, wer die Täter sein könnten, erst am 11. April waren sie sich sicher und präsentierten dem Haftrichter ihre Beweise. Noch am selben Tag unterschrieb der Richter den Haftbefehl, seit dem 12. April sitzen die beiden Tatverdächtigen Männer im Aachener Gefängnis in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe: versuchter Totschlag und Freiheitsberaubung, unter anderem. Ihr Opfer, ein 39 Jahre alter Mann aus Euskirchen, befand sich zu dieser Zeit noch immer in Lebensgefahr.

Am Morgen des 7. April, einem Sonntag, fand ein Spaziergänger den 39-Jährigen am Rande des Urftsees, da war es etwa 9.30 Uhr. Er lag mehr tot als lebendig auf der alten Kreisstraße 7, die am Urftsee entlang direkt zur Urftstaumauer führt, mitten im Nationalpark Eifel. Die Straße ist seit einigen Jahren für den Verkehr gesperrt, nur die Förster des Nationalparks, die Mitarbeiter des Kreisbauhofs und die Betreiber des Ausflugscafés auf der Urfttalsperre benutzen diese Straße noch. Deswegen ist bis heute nicht ganz klar, wie lange der 39 Jahre alte Mann vollkommen allein und lebensbedrohlich verletzt auf dieser Straße gelegen hatte.

Was die Aachener Staatsanwaltschaft mittlerweile einigermaßen sicher sagen kann, ist, dass sich das Folgende zugetragen hat: Am 6. April lauerten zwei 35 und 36 Jahre alte Männer aus Euskirchen und Meckenheim bei Bonn dem 39-Jährigen vor seiner Wohnung in Euskirchen auf. Gegen 22 Uhr überwältigten sie ihn, schleppten ihn auf die Ladefläche eines Kleintransporters und fuhren in den Nationalpark. Ob sie auf direktem Wege dorthin fuhren oder vorher noch ein anderes Ziel hatten, sei im Moment noch Gegenstand der Ermittlungen, erklärte Oberstaatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts.

Als sie die alte Kreisstraße 7 am Urftsee erreicht hatten, die eigentlich nur vom See aus einsehbar ist, verprügelten die beiden Männer den 39-Jährigen, banden ihn mit einem Tau an die Anhängerkupplung des Kleintransporters und stiegen wieder ein. Anschließend gab der Fahrer Vollgas, das Opfer wurde etwa 500 Meter die Straße entlanggeschleift. Anschließend banden die Männer den 39-Jährigen wieder los, nahmen ihm Handy, Geld und andere Gegenstände ab, ließen den lebensgefährlich verletzten Mann liegen und fuhren davon. Das ist das vorläufige Ergebnis der Ermittlungen.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, das Verhältnis der drei Männer zueinander sei noch immer ungeklärt, das Motiv der beiden Täter unbekannt. Das Opfer befinde sich mittlerweile außer Lebensgefahr und sei bereits vernommen worden – was aber nicht zur Klärung der Zusammenhänge geführt habe. Alle drei Männer seien deutsche Staatsbürger, sagte Oberstaatsanwältin Schlenkermann-Pitts. Die beiden Tatverdächtigen seien nach derzeitigen Erkenntnissen weder vorbestraft noch seien sie vor dem 6. April polizeilich in Erscheinung getreten.

Wahrscheinlich ist, dass Ermittlungen im Umfeld des Opfers zur Identifizierung der beiden Tatverdächtigen geführt haben, bestätigen wollte die Staatsanwaltschaft dies am Dienstag aber nicht.