Der Katastrophe nur knapp entgangen:

Starfighter über Krekel

Reiner Züll, Eifeler Presse Agentur – epa • 3. September 2022


Der Starfighter-Pilot Erik Edgar Bedarf opferte für die Krekeler sein Leben, als er Anfang September 1962 sein abstürzendes Flugzeug über das Dorf hinwegzog.
Ortsvorsteher Hans Dieter Schäfer: „Es hätte damals viele Tote gegeben“.
Von 916 Starfightern stürzten 292 ab, 116 Piloten verloren ihr Leben.

Eine brennende F-104 über Kall-Krekel

Heute, am 3. September, ist es nunmehr genau 60 Jahre her, als die Krekeler nur deshalb einer schlimmen Katastrophe entgingen, weil der damals 26-jährige Starfighter-Pilot Erik-Edgar Bedarf sein Leben opferte, um zu verhindern, dass seine brennende F-104 in das Dorf stürzte. „Der Pilot opferte sich für Krekel“ berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ damals einen Tag nach dem tragischen Unglück.
Oberleutnant Erik-Edgar Bedarf, der heute 86 Jahre alt wäre, war an diesem Montagmittag erst mit dem Schleudersitz aus dem Flugzeug ausgestiegen, nachdem er es noch so gerade geschafft hatte, die F-104 über das Dorf hinweg zu steuern. Unmittelbar hinter einer Tankstelle stürzte der Starfighter damals direkt am Ortsrand in den Wald, wo er explodierte. Durch das späte Aussteigen konnte sich der Fallschirm des Piloten nicht mehr öffnen. Mit seinem Sitz schleuderte Bedarf im Wald gegen einen Baum. Der 26-Jährige war sofort tot.

Routine-Flug in die Katastophe

Es war ein ganz normaler Übungsflug gewesen, zu dem der damals 26-jährige Pilot am Mittag des 3. September mit dem Starfighter vom Fliegerhorst Nörvenich gestartet war.
Über Mechernich, so berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ damals, meldete der 26-Jährige dem Fliegerhorst Probleme mit seiner Maschine. Es waren Fahrwerkprobleme gewesen, wie die Untersuchungen der Luftfahrtexperten zur Absturzursache später ergaben.

Die F-104 mit der Kennung DA-116 war, eine schwarze Rauchfahne hinter sich herziehend und stark an Höhe verlierend, auf Krekel zugeflogen. Oberleutnant Bedarf traf eine Entscheidung, die ihm das Leben kostete: Statt das Flugzeug frühzeitig mit dem Schleudersitz zu verlassen, schaffte es der junge Pilot, die F-104 noch so gerade über die Tankstelle neben der Bundesstraße hinweg zu ziehen und damit die Katastrophe zu verhindern.

Vom Himmel gefallen

Unter dem damaligen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß waren 1959 die Lieferverträge mit dem amerikanischen Rüstungskonzern Lockheed unterzeichnet worden, und schon 1961 fiel der erste Starfighter vom Himmel. Es begann eine Absturzserie, die in den Jahren 1965 und 1966 einen tragischen Höhepunkt erreichte: Mehr als 50 dieser F-104-Jets, die mehr einer Rakete als einem Flugzeug ähnelten, stürzten in diesen zwei Jahren ab.

Über dem Kreis Euskirchen stürzten 1962 (Krekel), 1967 (Lommersum), 1974 (Zülpich), 1976 (Satzvey) und 1980 (Houverath) insgesamt fünf Starfighter ab. Mit den Maschinen zerschellten auch die Träume der damaligen deutschen Verteidigungspolitiker Franz Josef Strauß und Kai Uwe von Hassel von einem optimalen Waffensystem.

Die Bundeswehr kaufte insgesamt 916 Starfighter, von denen 292 (!) abstürzten. 116 F-104-Piloten (108 deutsche und acht amerikanische Soldaten) verloren ihr Leben, ehe 1991 zum letzten Mal ein Starfighter von deutschem Boden abhob.

„Es hätte viele Tote gegeben“

„Auch wenn das Unglück schon 60 Jahre her ist, sind die Krekeler dem mutigen Piloten noch immer dankbar“, berichtet Ortsvorsteher Hans-Dieter Schäfer. „Wäre das Flugzeug in den Ort gestürzt, hätte es viele Tote gegeben“, ist sich Schäfer sicher.

Der Ortsvorsteher kann sich auch 60 Jahre später genau an den Absturz erinnern. Als Siebenjähriger sei er mit den Eltern auf dem Feld gewesen, als die brennende Maschine mittags mit einem unheimlichen Lärm und in geringer Höhe auf Krekel zugeflogen sei. Schäfer: „Man hätte fast mit der Hand danach greifen können“.
Erst dann sei der Pilot ausgestiegen und Sekunden später sei die Maschine kurz hinter der Tankstelle Rupp im Wald explodiert. Und auch der inzwischen verstorbene Krekeler Zeitzeuge Peter Pesch, der damals neun Jahre alt war und im Nachbarort Wahlen wohnte, erinnerte sich 2012 beim Gedenken anlässlich des 50.Jahrestage des tragischen Geschehens noch genau an diesen schwarzen Tag im September 1962.

Der Starfighter sei schon über Wahlen recht tief geflogen und habe eine pechschwarze Rauchfahne hinter sich hergezogen.
Mit einem Höllenlärm sei der Düsenjäger in Richtung Südwesten fliegend am Horizont verschwunden. Das Bild der brennenden Maschine habe sich tief ins Gedächtnis eingebrannt. „So etwas vergisst man nie“, so Peter Pesch damals.
Als der 26-jährige Oberleutnant Erik-Edgar Bedarf am 3. September 1962 mit dem in Nörvenich stationierten Starfighter F-104 am Ortsrand von Krekel abstürzte, war das bereits die neunte Maschine dieses Typs, die innerhalb von 18 Monaten vom Himmel gefallen war. Bedarf war der sechste F-104-Pilot, der in diesem kurzen Zeitraum seit der Indienststellung des neuen Flugzeug-Typs den Tod fand. Viele weitere sollten folgen.